E.T.A. Hoffmann: Das Leben eines skeptischen Phantasten (German Edition) by Safranski Rüdiger
Autor:Safranski, Rüdiger [Safranski, Rüdiger]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Biographie
ISBN: 9783446246584
Herausgeber: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
veröffentlicht: 2014-02-02T23:00:00+00:00
Sechzehntes Kapitel In der Gewalt der Geschichte
Hoffmann hatte in Bamberg kaum Notiz genommen von jenem weltgeschichtlichen Drama, das nun seinem Höhepunkt entgegenstrebt.
Nach der preußischen Niederlage von Jena und Auerstädt 1806 steht Napoleons Herrschaft in Europa im Zenit. Sein Regime erstreckt sich bis nach Polen; alle deutschen Länder sind ihm verpflichtet. Österreich-Ungarn wagt 1809 noch einmal einen Krieg, wird aber besiegt und zum Stillhalten gezwungen. Rußland muß sich der gegen England gerichteten Kontinentalsperre anschließen. Der französisch-englische Gegensatz ist überhaupt der treibende Motor der napoleonischen Politik in Mitteleuropa. England bleibt die einzige europäische Macht, die nicht auf das Kommando Napoleons hört. Die Kontinentalsperre soll sie in die Knie zwingen. Die dramatische Schlußphase des napoleonischen Zeitalters beginnt mit Rußlands Ausscheren aus dieser Politik der Zollschranke. Napoleon rüstet zum Krieg gegen Rußland. Im Sommer 1812 bringt er das größte Heer zusammen, das Europa bis dahin gesehen hat: die »Große Armee«, zu der alle ›Verbündeten‹ Kontingente beisteuern müssen; es kommen über 500.000 Mann zusammen. Der am 24.6.1812 begonnene Feldzug führt die Truppen bis nach Moskau und endet im Winter desselben Jahres mit einem katastrophalen Zusammenbruch. Die Weite des Raumes, der Winter, der Hunger, die demoralisierende Hinhaltetaktik der russischen Armee, die zermürbenden Partisanenkämpfe hinter der Front bewirkten die Auflösung der Hauptarmee, die, auf wenige tausend Mann geschrumpft, im Dezember 1812 in Ostpreußen eintrifft.
Inzwischen hatten die an der Nordflanke operierenden preußischen Kontingente unter dem Grafen Yorck die Verbindung zur französischen Hauptarmee verloren, und da sich die katastrophale Niederlage Napoleons abzeichnete, vereinbart Yorck mit der russischen Seite die Neutralisierung der preußischen Truppen in der Konvention von Tauroggen vom 31.12.1812.
Dieser eigenmächtige Schritt Yorcks leitet den preußischen Bündniswechsel ein: Preußen geht – auch von der antinapoleonischen Stimmung in der Bevölkerung bedrängt – auf die vermeintlich stärkere russische Seite über. Im Februar 1813 schließen die beiden Mächte ein Bündnis gegen Napoleon. Sie vereinbaren weitreichende Kriegsziele: Napoleon soll nicht nur militärisch geschlagen, sondern politisch vernichtet werden. Preußen will man in den Grenzen Friedrichs des Großen wiederherstellen. Die Macht des alten Reiches soll zuungunsten der übrigen deutschen Fürsten gestärkt und diejenigen Fürsten, die nicht zum Abfall von Napoleon bereit sind, sollen verjagt werden. Deshalb ergeht der Aufruf an die Bevölkerung auch der Rheinbundstaaten, Freikorps gegen Napoleon zu bilden. Das später so berühmte Lützowsche Freikorps war eine solche aus Freiwilligen der übrigen deutschen Länder gebildete, partisanenartig operierende Truppe, militärisch bedeutungslos, aber – mit ihren schwarz-rot-goldenen Uniformstücken – symbolträchtig. Das durch die Heeresreform effektivierte Rekrutierungssystem stellt in Preußen in kurzer Zeit über 50.000 Mann auf die Beine, daneben werden zahlreiche Landwehreinheiten gebildet.
Napoleon hat inzwischen neue Truppen ausgehoben. Die napoleonische Armee operiert im Frühjahr 1813 in Thüringen und Sachsen. Im März 1813 rücken die Franzosen in Dresden ein, weichen dann am 19.3.1813 vor den anrükkenden russischen und preußischen Truppen zurück, wobei sie zur Sicherung des Abzugs die Elbbrücke sprengen. Für Hoffmann, der dieses architektonische Meisterwerk aus dem 13. Jahrhundert bewunderte, die erste Enttäuschung bei seiner Ankunft in Dresden.
Die französischen Truppen ziehen sich nach Thüringen zurück; in ihrem Troß befindet sich der König von Sachsen. Dresden, seine
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